Aktuelles
„Wir sind wütend. Wir sind sprachlos. Wir sind erschöpft.“
Seit vielen Jahren setzen wir uns bei Wildwasser Stuttgart e.V. tagtäglich für Frauen* ein, die sexualisierte Gewalt erlebt haben. Anfang dieses Jahres gab es erstmals Grund zur Hoffnung: Mit der Verabschiedung des Gewalthilfegesetzes schien ein bedarfsgerechter Ausbau der Unterstützungsstrukturen endlich in greifbare Nähe zu rücken. Ein Signal, dass Betroffene gesehen werden – und dass ihre Bedürfnisse politisch ernst genommen werden.
Doch die aktuelle Haushaltsplanung der Stadt Stuttgart holt uns schmerzhaft in die Realität zurück: Unsere Beratungsstelle soll um 15 % gekürzt werden.
Das entspricht de facto etwa eine 70%-Stelle weniger – in einer Zeit, in der unsere Wartelisten überlaufen und der Bedarf an spezialisierter Unterstützung so hoch ist wie nie.
Wir fragen uns: Wie kann man im sozialen Bereich kürzen, während Großprojekte weiter finanziert werden? Ein Bauvorhaben kann warten. Menschen, die Gewalt erlebt haben, können es nicht.
Unsere Arbeit bedeutet Stabilisierung, Entlastung, Begleitung in existentiellen Krisen. Für viele Betroffene ist sie ein Halt, ohne den der Alltag kaum zu bewältigen ist. Und ausgerechnet jetzt – kurz vor Weihnachten, einer Zeit, die für Betroffene oft mit der Konfrontation mit Täter*innen oder belastenden Familiendynamiken verbunden ist – wird unsere Handlungsfähigkeit bedroht.
Natürlich müssten wir laut sein, protestieren, auf die Straße gehen, Öffentlichkeit schaffen.
Aber die Wahrheit ist: Uns fehlen dafür die Kraft und die Ressourcen.
Jede Stunde, die wir in Protestaktionen investieren, bedeutet abgesagte Beratungstermine – und damit Menschen, die in akuten Krisen ohne Unterstützung bleiben.
Das Recht auf ein gewaltfreies Leben ist ein Menschenrecht.
Und dennoch fühlen wir uns müde, immer wieder dafür kämpfen zu müssen, dass Betroffene die Unterstützung bekommen, die ihnen zusteht.
Trotz aller Erschöpfung werden wir nicht aufhören, für die Betroffenen da zu sein – doch wir brauchen dafür die politische und finanzielle Rückendeckung unserer Stadt.
Wir fordern: Keine Kürzungen bei den Hilfestrukturen für Betroffene von sexualisierter Gewalt und auch nicht in anderen sozialen Bereichen. Nicht jetzt. Nicht irgendwann.